Editorial

Mag. Caroline Berchotteau MAS

Wahnsinn: schrille Variante im Formenkatalog menschlichen Befindens oder bloß ein Fehler in der Programmierung? Unten dem Motto „Wahnsinn!“ laden die Veranstalter des 8. Barockfestivals St. Pölten das Publikum ein, für zwei Wochen an angesagten Exzessen teilzunehmen!

Liebe, Tod, Leidenschaft, Schicksale und Figuren von tragisch bis närrisch: Das Programm 2013 verspricht zwei intensive Wochen! Der Punkt, an dem die Grenze zwischen Vernunft und Wahn verschwindet, hat die Barockkünstler mannigfaltig inspiriert, und ich habe keinen Zweifel, dass das diesjährige Programm Sie genauso inspirieren wird!

Zur Eröffnung des Festivals, am 8. Juni, werden wir mit La Fenice unter Jean Tubéry und dem belgischen Tenor Jan van Elsacker große Morde und tragische Liebesgeschichten erforschen. Am 14. Juni entwirft das Ensemble Klingekunst, bekannt für die Realisierung außergewöhnlicher Projekte, für uns einen neuen, spannenden Rahmen in Form einer barocken Kriminalgeschichte. Seien Sie unsere Zeugen!

Wir feiern auch einen anderen Wahnsinnigen des Barock, nämlich Don Quichote: Am 15. Juni werden Telemanns gleichnamige Suite und andere selten gespielte Stücke vom Concilium Musicum Wien wiedergegeben.

Es ist kein Quartett, aber die Familie ist komplett: die Dunfords – Vater, Mutter und Sohn – spielen gemeinsam ein Konzert, basierend auf Jonathan Dunfords Recherche. Auf dem Programm: unbekannte Werke und Folia von Marais, die auf keinen Fall «Skizzen» oder «Jugendwerke» sind, sondern richtige, besonders anspruchsvolle Meisterwerke.
Dieses Jahr finden wieder erfreuliche Kooperationen mit lokalen kulturellen Partnern statt. Am 16. Juni ist im Dom ein Konzert rund um Händel mit dem Domchor und Domorchester, und wir erwarten Sie am 9. Juni im Cinema Paradiso zum beliebten Barock-Brunch mit Frühstück, Konzert und Film. Eine neue Kooperation mit Orgel Plus: Wir laden Sie zum ersten Mal auf ein Matinée-Konzert ein. Michael Radulescu wird am 15. Juni zu Mittag auf der Domorgel Bach erklingen lassen.

Sehr gerne möchte ich Ihnen, liebes Publikum, noch zwei ganz besondere Abende ans Herz legen. Am 20. Juni kommt Vincent de Lavenère, ein fantastischer Jongleur, gemeinsam mit einem der besten Lautenisten seiner Zeit, Eric Bellocq, für ein wirkliches magisches Spektakel, den Chant de balles, mit hochkarätiger Jonglage und feiner Barockmusik: eine Premiere für das Festival!
Bei unserem Abschlusskonzert am 22. Juni lassen wir zwei musikalische Welten aufeinander treffen: Der berühmte Jazz-Klarinettist Louis Sclavis – im Trio! – und das Barockensemble Amarillis (das u. a. Patricia Petibon begleitet) stehen gemeinsam auf der Bühne und lassen diese zwei Sensibilitäten, die des Barock und die des Jazz, mit einer gemeinsamen Lust auf Fantasie, Tonfreiheit und Improvisation erklingen – ein vielversprechender und außergewöhnlicher Abend, den wir ebenso gut ins Festival „Jazz im Hof“ im August einbauen hätten können.
Alles in allem: Wahnsinnig spannend!

Unterschrift Mag. Caroline Berchotteau MAS

Caroline Berchotteau
Künstlerische Leitung